Prima Klima mit der Seilbahn!

Quelle: Doppelmayr

Wie in vielen anderen Städten, wurde auch in Bonn der Klimanotstand ausgerufen. Bei allen Entscheidungen der Stadt müssen demnach die Auswirkungen auf das Klima mit in den Blick genommen werden. Diese Entscheidung des Stadtrates macht die Dramatik der Situation deutlich.

In Bonn nehmen die Planungen für den Bau einer Seilbahn Gestalt an. In diesem Zusammenhang werden auch die Auswirkungen einer Seilbahn auf die Umwelt und damit auf das Klima geprüft werden.

Derzeit wird an der einer sogenannten „standardisierten Bewertung“ gearbeitet, die die mit dem Bau einer Seilbahn verbundenen Kosten dem volkswirtschaftlichen Nutzen gegenüberstellt. Den Ergebnissen dieser Bewertung können und wollen wir nicht vorgreifen, zumal wesentliche Informationen und Daten erst mit ihrer  Vorlage nachvollzogen werden können.

Dennoch wollen wir bereits jetzt einige Überlegungen hinsichtlich der Umwelt- und Klimaeffekte einer Seilbahn anstellen:

Naturstrom statt Diesel oder Benzin

Die Seilbahn wird im Gegensatz zu den Autos mit Verbrennungsmotoren Strom verbrauchen, der zwar bekanntlich aus der Steckdose kommt, aber unterschiedlich produziert wird: mit Braunkohle, Steinkohle, Atomkraft, Wasserkraft, Sonnenstrahlung etc. Die Stadtwerke Bonn bieten u.a. Naturstrom an, also Strom aus erneuerbaren Energien. Über den Preis für den Naturstrom wird die Förderung  erneuerbarer Energien finanziert. Die Seilbahn sollte daher mit Naturstrom betrieben werden und so dem Klimaschutz dienen.

Während beispielsweise im Jahr 1990 der CO2– Ausstoß pro Kilowattstunde des in Deutschland verbrauchten Stroms noch 764 Gramm betrug, waren es in 2018 nur noch 474 Gramm (Umweltbundesamt, für 2018 noch geschätzte Zahlen; https://www.umweltbundesamt.de/themen/co2-emissionen-pro-kilowattstunde-strom-sinken). Dies ist zweifellos angesichts der Dramatik des Klimawandels und der deutlichen Warnungen von Wissenschaftlern immer noch viel zu viel. Erneuerbare Energiequellen müssen sowohl im Zuge der „Energiewende“ als auch der Verkehrswende dringend weiter ausgebaut werden. Nicht nur „Fridays for Future“, sondern immer Menschen fordern das. Weitere Fortschritte, auch hinsichtlich der Technik des Stromtransports und der Stromspeicherung, werden auch die Ergebnisse der Umweltverträglichkeitsprüfungen und den CO2-„Fußabdruck“ der Seilbahn stark beeinflussen. Die Seilbahn muss Teil der Verkehrs- und Energiewende sein und gleichzeitig beide vorantreiben, auch indem sie die Nachfrage nach Strom aus erneuerbaren Energien deutlich steigert.

Aktuell stammt laut Berechnungen des alternativen Stromanbieters „Lichtblick“ nur jede zweite Kilowattstunde (48,3 Prozent) beim Strommix der Stadtwerke Bonn (SWB) aus erneuerbaren Energiequellen und verursacht einen klimaschädlichen Ausstoß von durchschnittlich 213 Gramm CO2 je Kilowattstunde (http://www.general-anzeiger-bonn.de/bonn/stadt-bonn/Strom-in-Bonn-nicht-so-gr%C3%BCn-wie-angegeben-article3825687.html ). Das heißt: Mit jedem weiteren Jahr der Energiewende werden weniger fossile Energieträger zur Stromgewinnung verwendet  und verbessert sich der Beitrag der Seilbahn zur Energie- und Verkehrswende.

Angetrieben wird zentral.

Ein wichtiger Vorteil der elektrisch betriebenen Seilbahn ist ihre zentrale Stromversorgung: Anders als bei E-Bussen, die auf ihrer Fahrt einen schweren Akku mitbefördern müssen, steht der Antriebsmotor der Seilbahnanlage in nur einer der Stationen. Dadurch verbessert sich die Energiebilanz der Seilbahn auch gegenüber Bussen und PKW mit Akkus erheblich und kompensiert so die leeren Gondeln in Nebenverkehrszeiten. (Autos sind übrigens im Schnitt auch nur zu ca. 30% ausgelastet.) Ein weiterer Vorteil des zentralen Antriebs ist der geringe Lärm entlang der gesamten Strecke: Lärm entsteht nur in der Antriebsstation und kann heute mit neuester Technologie gut gedämmt werden.

CO2, Feinstaub und Co.

Beim Vergleich der Umweltwirkungen der Seilbahn mit denen anderer Verkehrsmittel kann es natürlich nicht nur um die CO2-Belastung gehen. Es sind weitere Schadstoffe, wie beispielsweise die NOx-Belastung oder der gesundheitsschädliche Feinstaub, in Betracht zu ziehen, der u.a. durch den Abrieb von Reifen entsteht. Ferner Lärmemissionen, die ebenso beträchtlich wie gesundheitsschädlich sein können und die Menschen immer stärker vor allem in dichter besiedelten Wohngebieten belasten. Dazu kommt noch der erheblich größere Flächenverbrauch insbesondere beim Straßenbau mit dem dauerhaften und nachhaltigen Verlust von Flora und Fauna.

Prima Klima auch für die Nachbarn!

Die Nutzung der Seilbahn und der Umstieg von Autofahrern auf den ÖPNV werden stark davon abhängen, wie gut ihre Verknüpfung mit anderen Verkehrsmitteln ist (S 13/rechte Rheinstrecke, linke Bahnstrecke nahe dem DB-Haltepunkt UN Campus, Straßenbahnen 61/62 am Hindenburgplatz). Als „Stetigförderer“ – in Hauptverkehrszeiten fährt alle 30 Sekunden eine Gondel – und mit Einbindung in den Verkehrsverbund, also ohne zusätzliche Fahrkarte, ist die Seilbahn sehr attraktiv.

Bereits heute gibt es Vorschläge, die Seilbahn in beide Richtungen, auf den Ennert und nach Röttgen/Ückesdorf hin, zu erweitern, um auch die dortigen Wohngebiete mit attraktiven Fahrzeiten an die Rheinschiene (rheinparallel verlaufende Bahnlinien) und die dort konzentrierten Arbeitsplätze anschließen zu können. Diese Ausbaumöglichkeiten gilt es bereits jetzt mit im Blick zu behalten, denn die Seilbahn hat noch viel Potential! Bonn als UN-Stadt mit dem Klimasekretariat muss hinsichtlich eines innovativen Verkehrsangebots vorangehen, nicht provinziell hinterherhinken.

 

Das Ziel ist eine schnelle deutliche Reduzierung des Autoverkehrs, denn „Eine verschleppte Verkehrswende ist viel teurer als ein mutiges Umsteuern. Mit einer Verkehrsverlagerung können wir den Klimaschutz und die Luftqualität verbessern und die Zahl der Unfallopfer drastisch senken.“ So Dirk Flege, Geschäftsführer der „Allianz pro Schiene“, auf einer Veranstaltung in Berlin. „Die Studie demonstriert gerade dem Klimakabinett den dringenden Handlungsbedarf im Verkehr“: https://www.allianz-pro-schiene.de/presse/pressemitteilungen/folgekosten-des-verkehrs/